In diesem Corona-Jahr war es lange nicht sicher, ob überhaupt ein großes Regattaevent wie die Flensburger Herbstwoche stattfinden könnte. Als es dann aber endlich grünes Licht gab, wurde von der Klassenvereinigung getrommelt. Schließlich standen 13 Boote auf der Meldeliste: Ein Spitzenwert, der seit vielen Jahren nicht mehr erreicht worden war.

 

Nach unserer Ankunft am Donnerstag Nachmittag können wir bei einer wunderbaren Brise ein paar Testschläge absolvieren. Doch leider war es das auch mit dem schönen Wind. Nachdem noch eine Woche zuvor von 25 kn Wind die Rede war, hieß am Ende die Vorhersage: Flaue am ganzen Wochenende. Als die Flotte am Freitag, den 18. September, nach einer angekündigten Startverschiebung nachmittags den Glücksburger Hafen verlässt war die Hoffnung gering, dass wir auch nur eine Wettfahrt aussegeln könnten. Doch die neue Wettfahrtleitung nutzt ein kleines Fenster mit stabilem Wind und startet zur ersten Wettfahrt. Hinter den J 80 geht es auf die kurze Bahn. Nach harten Kämpfen an Startlinie und den Fässern und einer Bahnverkürzung (von der kaum jemand etwas mitbekommt, mit schlecht gelegtem und fast unkenntlichem Zielschiff) hat am Ende die junge Crew der „Auf Schexbier“ die Nase vorn, gefolgt von „Joey“ aus Berlin. Unser dritter Platz ist für uns eine gelungene Eröffnung.

 

Abends gibt es für unsere Klasse auf der Terrasse des FSC-Clubhauses ein Abendessen, danach die mittlerweile übliche vorgezogene Preisverteilung. T-Shirts, Tragebeutel und Halstücher im X79 German Open 2020 Design (Danke an Nadine für das Design!), eine Segeltasche für jede Crew (Danke an Tjerk und Janine für die Spende und eure Mühe!) und ein Glas X79 Bonsche. Auch wenn es draußen ziemlich schnell dunkel und kalt wird – sowas erwärmt das Herz.

Auch am Samstag schafft es die Regattacrew des FSC, trotz sehr schwacher und drehender Winde, reguläre Wettfahrten durchzuführen. Nach einem weiteren erfreulichen dritten Platz hinter der „Equinox“ und der „Auf Schexbier“ kommt in der zweiten Wettfahrt des Tages die kalte Dusche: Keine Höhe, kein Speed, eine Tonnenberührung mit anschließendem Kringel. Das ganze Desaster führt zu einem enttäuschenden 11. Platz. Ganz anders als die „Auf Schexbier“-Crew, die ihre souveräne Führung mit einem weiteren Sieg ausbauen kann, und die Outzen-Familie auf der „Frechdax“ als zweiter. Umso größer ist unser Jubel, als wir im dritten und letzten Rennen des Tages als zweites Boot durchs Ziel gehen – bis wir erfahren, dass wir als Frühstarter in diesem Rennen (mit Black Flag) disqualifiziert sind. Dadurch sind wir in der Gesamtwertung auf den 6.Platz abgerutscht. Mit zwei schlechten Ergebnissen können wir nicht mehr ganz vorne mitfahren. An diesem Tag werden keine weiteren Wettfahrten gestartet, und angesichts der Wettervorhersagen ist es fraglich, ob am Sonntag noch welche folgen werden und wir zumindest die Chance haben, unser Ergebnis ein wenig zu verbessern.

 

Das Molepils vor der Bootshalle (Danke an den FSC für die zusätzlichen Kisten) macht zwar unsere Enttäuschung nicht wett, aber der Klönschnack mit den anderen Crews und die Lieferpizza im Stehen lassen uns auf andere Gedanken kommen. Als alles leer getrunken ist gehen wir an Bord.

Der Sonntag fängt erstmal schlecht an: Nicht nur ist es viel zu früh, sondern es herrschen dichter Nebel und völlige Flaute. Na toll! Als wir nach einstündiger Verschiebung endlich aus dem Hafen fahren herrschen immer noch keine Wettfahrtbedingungen. Aber langsam kommt die Sonne durch und einzelne kleine Windfelder vereinigen sich zu einem fragilen Ganzen. Endlich der Startschuss, eine gute Position auf der Linie und mit freiem Wind können wir jeden Winddreher mitnehmen. Nach dem ersten Spigang entscheiden wir uns als Einzige für die rechte Seite vom Gate, umgehen dadurch das Gedränge an der Tonne und können wieder ungestört unseren eigenen Plan verfolgen. Am Ende endlich ein erster Platz. Wir sind wieder im Spiel!

 

Auch bei der letzten Wettfahrt kommen wir gut auf die Bahn und kommen mit guten Schlägen nach ganz vorne. Erst auf dem letzten Spigang werden wir noch von der „Equinox“ überholt, die mit diesem Sieg wieder ganz nah am Gesamtsieg ist, weil die „Auf Schexbier“ einen schlechten Tag hat mit zwei mäßigen Ergebnissen Mit nur einem Punkt Vorsprung können sie aber am Ende den ersten Platz halten. Wir können uns durch die guten Tagesergebnisse auf den Gesamtdritten verbessern und freuen uns wie die Schneekönige.

 

An allen drei Tagen wurde bei schwierigen Bedingungen hart, aber immer fair gekämpft. Die Starts waren extrem ambitioniert (bei uns und einigen anderen hin und wieder überambitioniert), es gab sehr enge Szenen an den Tonnen und auf der Bahn, und die Platzierungen bei den einzelnen Wettfahrten zeigen auf, dass fast Alle in der Lage waren, einmal ganz vorne zu segeln – oder eben auch mal hinten. Hinter den reinen Ergebnissen verbergen sich ja meist die Spannung und das Drama, die auf dem Weg dahin liegen: Da ist die junge „Auf Schexbier“ Crew, die uns Allen an den ersten beiden Tagen eine Segellehrstunde gab und in den letzten beiden Rennen beinahe alles verspielt hätte. Die „X-Brave“, die in der fünften Wettfahrt lange geführt hatte und dann leider nicht den kürzesten Weg ins Ziel fand. Die „Equinox“, die einen letzten Platz am ersten Wettfahrttag wegsteckte und schon bei der nächsten Wettfahrt ihren ersten von drei ersten Plätzen holte. Die junge Newcomer-Crew von der „XooLoo“, die mit zwei dritten Plätzen am Sonntag ein echtes Statement setzte. Aber auch die anderen Crews, die sich von ihren persönlichen Erfolgen motivieren und von Rückschlägen und Enttäuschungen nicht erschüttern ließen und bei der nächsten Wettfahrt wieder alles gaben. Und das Ganze auf unserer X79, die auch bei diesem leichten Wind wieder ihre Klasse zeigte.

 

Dazu die perfekte Kulisse der Flensburger Förde, die gewohnt gute Organisation des FSC auf dem Wasser und an Land, die netten Leute in unserer Klasse, das Molepils und die T-Shirts. Wir von der „Toni Express“ freuen uns, wenn wir uns im nächsten Jahr – vielleicht mit noch mehr Booten - wieder treffen: An Land mit allen, auf dem Wasser möglichst vor allen.

 

Ergebnisse German Open 2020
(6 Wettfahrten, 1 Streicher)

Platz

Segel-Nr.

Bootsname

Punkte

1.

GER 397

Auf Schexbier

13

2.

GER 360

Equinox

14

3.

GER 3150

Toni Express

20

4.

GER 234

Frechdax

22

5.

SUI 439

Xooloo

29

6.

GER 457

Smilla

31

7.

GER 365

Circus Maximus

31

8.

GER 427

v. Schönwetter

32

9.

GER 274

Fakse

34

10.

GER 464

Kathena X

37

11.

GER 267

X Brave

39

12.

GER 233

Joey

46

13.

GER 405

Elixier

53

 

 

Uwe Sponnagel, GER 3150 „Toni Express“